Material und Herstellung Glocken werden (sofern sie aus Metall hergestellt werden) gegossen. Verwendet wird traditionell Bronze, zwischen etwa 1850 und 1960 aber auch Ersatzmaterialien und -legierungen (s.u.).
Der
Herstellungs-prozess einer Glocke ist hochkomplex und erfordert sehr viel
Geschick: Zuerst muss aus Steinen und Lehm der sog. Kern geformt werden,
der dem Innenprofil der späteren Glocke entspricht. Hierfür bedient man
sich einer hölzernen Schablone, mit der der Kern seine exakte Form erhält.
Auf die mit Lehm geglättete Oberfläche wird jetzt aus sehr feinem Lehm die
Falsche Glocke geformt, die in Umfang und Form exakt mit der später zu
gießenden Glocke identisch ist. Auch hierbei wird wieder eine Schablone
benutzt. Auf diese Falsche Glocke werden aus Wachs auch die Verzierungen
der späteren Glocke, die Glockenzier aufgebracht.
Die Form wird in einer
Erdgrube vergraben, damit sie während des Gießprozesses fixiert ist und
nicht auseinander springen kann. Durch eine Öffnung im oberen Teil des
Mantels (dort, wo bei der Glocke später die Krone montiert wird) fließt
die geschmolzene Glockenbronze, die Glockenspeise, mit etwa 1100°C in
den Hohlraum, der anfangs von der "Falschen Glocke eingenommen wurde.
Dieser Vorgang ist außerordentlich heikel, da die Bronze weder zu heiß
noch zu kalt, also weder zu flüssig noch zu zäh sein darf und beim Gießen
keine Luftblasen entstehen dürfen. Die Glockenbronze, die idealer Weise
aus 78% Kupfer und 22% Zinn besteht (erlaubt sind maximal 2% andere
Metalle, davon höchstens 1% Blei), muss eine Temperatur von 1100°C
haben, um optimal fließen zu können. Doch auch, wenn die Bronze optimal
temperiert ist, ist ein Glockenguss sehr anfällig, denn schon der kleinste
Lehmkrümel oder die kleinste eingeschlossene Luftblase kann die Glocke
unbrauchbar machen.
Im 20. Jahrhundert hat man, besonders nach den beiden Weltkriegen, als
Bronze knapp und eine Großteil der Glocken zu Kanonen u. ä. umgeschmolzen
war, auch Stahl, Gusseisen und Ersatzbronzen zu Glocken verarbeitet. Trotz
intensiven Forschens und Experimentierens reichen diese Glocken aber in
ihrer Klangqualität in den allermeisten Fällen nicht an Bronzeglocken
heran und sind selbst für Laien recht leicht erkennbar:
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